Wie mir ausgerechnet die Physik half, Jesus besser zu verstehen.
Neulich habe ich zwei Wunder erlebt: ein kleines und ein etwas größeres. Ich las in einem Buch über Physik. Das war schon mal das erste Wunder.
Dann fand ich in diesem Buch einen Satz, der mich so begeistert hat, dass ich aufsprang und eine Haftnotiz in das Buch klebte. Das war das zweite Wunder, denn bisher hatte ich von Physik weder etwas verstanden noch hat es mich je ernsthaft interessiert. Dieser eine Satz aber eröffnete mir plötzlich eine Welt, die ich in der trockenen Domäne der Formeln und Gesetze gar nicht vermutet hätte.
Ein geradezu philosophisches Statement, das vorwärts und rückwärts analysiert werden kann. Zugleich aber auch eine knallharte Tatsache, die auf berechenbaren Naturgesetzen fußt. Licht und Realität stehen im unmittelbaren Zusammenhang zu Raum und Zeit, erklärt der Physiker Heino Falcke, der mich mit seinem Buch „Licht im Dunkeln“ so wundersam erleuchtet hat:
Licht schafft Realität – denn es überträgt Information. Selbst Raum und Zeit entspringen dem Licht und der Materie. Raum und Zeit sind abstrakte Konzepte, die nur dadurch real werden, dass ich die Zeit erfasse und den Raum durchmesse. Ohne Uhr gibt es keine Zeit, ohne Lineal keinen Raum. Das elementarste Raumzeitmessgerät ist das Licht.
(Falcke, Heino: Licht im Dunkeln – Schwarze Löcher, das Universum und wir. Klett-Cotta, 2020. S. 66-67).
Zeit, Raum, Materie, Licht – der Sprung von diesen vier Begriffen zum Schöpfungsbericht liegt nahe. Ich überlegte, wie der erste Satz der Bibel klingen würde, wenn ich statt „Anfang“ und „Himmel und Erde“ diese Worte einfüge.
„Gott schuf die Zeit [=im Anfang], den Raum und die Materie [=Himmel und Erde]. (…) Und Gott sprach: Es werde Licht!“
Mit dem Licht, das Falcke als „Raumzeitmessgerät“ bezeichnet, macht Gott Raum und Zeit wahrnehmbar. Für mich als Laien war es ein anregender Gedanke, dass meine gesamte Wahrnehmung letztlich auf dem Phänomen „Licht“ beruht. Noch einmal Falcke:
Alles, was wir spüren, messen, wahrnehmen und verändern, bewirken letztlich Lichteigenschaften. Auf dem allerkleinsten atomaren Niveau beruhen alle unsere Sinne auf dem Austausch von Licht – nicht nur das Sehen, sondern auch das Fühlen, Riechen und Schmecken (ebd. S. 64-65).
Licht bewirkt nicht nur, dass ich meine Umwelt sehen kann. Licht bewirkt meine gesamte Realität. So grundlegend hatte ich das noch nie erfasst. Während ich darüber nachdachte, leuchtete in meinen Gedanken ein Satz aus der Bibel auf, den ich tausendmal gelesen und gehört hatte, der in die DNA des Glaubensverständnisses eines jeden Christen hineingraviert ist:
„Jesus sagt: Ich bin das Licht der Welt“ (Johannes 8,12).
Da muss ich erst ein Buch über Schwarze Löcher lesen, um in diesem so vertrauten Satz aus der Bibel eine neue Dimension zu entdecken!
Wenn Jesus sagt, er sei das Licht, dann sagt er das als gottgeschaffene, sprechende Materie (=ganz Mensch) und zugleich als das, was meine Realität überhaupt erst zustande kommen lässt (=ganz Gott): als Licht. Dem Phänomen Licht können nach den Erkenntnissen der Quantenphysik z.B. sowohl Eigenschaften eines Teilchens, das sich zu einem festen Zeitpunkt an einem definierten Ort befindet, als auch einer Welle, die sich ausbreitet, zugeschrieben werden. Armin Maiwalds würde sagen: „Klingt komisch, ist aber so.“
Jesus vereint zwei scheinbare Gegensätze: Er ist ganz Materie und ganz Licht. Teil der Schöpfung und zugleich ihr Realitätsstifter. Mittlerweile verstehe ich langsam seinen Satz „Ich bin das Licht der Welt“ nicht nur als leuchtenden Wegweiser in die Ewigkeit, ich verstehe ihn noch grundlegender:
„Ich bin die Realität.“
Ich fasse die sieben "Ich bin"- Worte Jesus in diesem Fall mit dem Licht wörtlich auf. Denn ich glaube daran, dass Gott meine Realität erschaffen hat und diese erst durch das Licht wahrnehmbar wird. Das gilt im physikalischen wie im philosophischen Sinn. An dieser Stelle berühren sich sprichwörtlich Himmel und Erde, Metaphysisches und Physisches.
Durch Jesus nehme ich die Welt um mich herum wahr, denn er schafft meine Realität.
Alles, was wir wahrnehmen, beruht auf der Informationsübertragung durch Licht. Wenn Jesus das Licht der Welt ist, dann steckt er in allem. Alle Information, die ich habe, wird durch sein Mitwirken vermittelt. In meinem Sehen, Hören, Riechen, Schmecken. In meiner Wahrnehmung von Zeit und Raum. Durch Jesus nehme ich die Welt um mich herum wahr, denn er schafft meine Realität. Deshalb bin ich nie gottverlassen. Und wenn es mir gelingt, sein Licht in meiner Wahrnehmung zu erkennen, öffne ich meinen Blick für das, was Gott mich sehen lassen möchte.
Text entnohmmen von ERF der Sinnsender - Lesetipp: Falcke, Heino: Licht im Dunkeln – Schwarze Löcher, das Universum und wir. Klett-Cotta, 2020.
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